Anwendungsfall Mobilität

Dokumentation der Workshops für den Anwendungsfall „Szenarien für die Nahmobilitätsplanung im Bornstedter Feld, Potsdam“

Hintergrund

Die Stadtentwicklung steht vor der Herausforderung, zunehmend komplexere Ansätze umzusetzen und dabei eine Vielzahl an Akteur*innen in die Prozesse zu integrieren. Vor diesem Hintergrund entwickelt das Institut für urbane Zukunft der Fachhochschule Potsdam im Rahmen des Projekts SmartUpLab ein digitales Planungstool für innovative Vorgehensweisen in der Stadtentwicklung. In einem ersten Anwendungsfall wurde das Planungstool für den Bereich der Nahmobilitätsplanung in der Siedlung „Im Bornstedter Feld“ in der Landeshauptstadt Potsdam angewendet. 

Die Projektgruppe der FH Potsdam führte zunächst Vorgespräche und Experteninterviews mit Akteuer*innen der Verkehrsbetriebe Potsdam (ViP) sowie Stadtplaner*innen und Verkehrsplaner*innen der Landeshauptstadt Potsdam, um aktuelle Herausforderungen der Verkehrsplanung und Mobilitätswende zu erfahren und Fragestellungen zu entwickeln. Aufbauend auf den Ergebnissen der Gespräche und Interviews wurde ein Prototyp für das Planungstool entwickelt, dass auf einem digitalen Stadtmodell basiert. 

Digitaler Stakeholder Workshop am 28.01.21

Am ersten partizipativen Workshop des Projekts nahmen sieben Stakeholder der LHP und der ViP teil. Der Workshop zielte auf der einen Seite auf das gegenseitige Kennenlernen der am Projekt beteiligten Akteur*innen und auf der anderen Seite auf das Vorstellen des aktuellen Projektstands ab. 

Auf dem Workshop wurden zunächst die Ergebnisse der Experteninterviews und der konzeptionelle Ansatz zum Einsatz von Szenarien und Agenten im Bereich der integrierten Stadtentwicklung vorgestellt. Als nächstes wurde der Prototyp des digitalen Planungstools präsentiert und die Teilnehmenden bekamen die Möglichkeit, ein Feedback zu ihren ersten Eindrücken abzugeben und die Möglichkeiten des Einsatzes des digitalen Stadtmodells zu diskutieren. 

Reallabor-Workshops am 01. und 08.10.2021

Die Reallabor-Workshops im Oktober 2021, die als partizipative Workshops in Präsenz stattgefunden haben, dienten der Erprobung des zwischenzeitlich weiterentwickelten digitalen Stadtmodells. Ziel der Workshops war es, mithilfe des digitalen Stadtmodells Szenarien für eine DRT-Route des bisher unzureichend an den ÖPNV angebundenen Plangebiets „Im Bornstedter Feld“ zu entwickeln und zu bewerten.

Hierfür konnten die Teilnehmenden zunächst über das Dashboard unterschiedliche kartographische Ansichten und relevante raumbezogene Daten visualisieren und die aktuelle lokale Angebots- und Nachfragesituation kennenlernen. Anschließend wurden Szenarien für eine Linienbus- bzw. DRT-Route erprobt.

 Basisszenario: Keine Intervention (ÖPNV Angebot im Bornstedter Feld bleibt so wie es ist)

– Klassische Buslinie: Buslinie mit Fahrplan, fester Route und festen Haltestellen

– Flexi Linie: Bedarfsabhängige Route mit flexiblen Ein- und Ausstiegen

Bei den Szenarien wurden drei verschiedene ÖPNV-Angebotsoptionen mit jeweils drei unterschiedlichen Modalsplit-Annahmen für die Nutzung dieser Angebote dargestellt. Insgesamt konnten somit neun verschiedene Szenarien betrachtet werden. Der durchschnittliche Modalsplit für die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln liegt in Potsdam bei etwa 21 %. Bei der Darstellung der einzelnen Szenarien wurde jeweils mit diesem Wert sowie einem niedrigeren (16 %) und einem höheren Wert (26 %) gerechnet.

Die neun Szenarien wurden mithilfe des Stadtmodells dargestellt, durchgespielt und jeweilige Vor- und Nachteile diskutiert. Hierbei wurden eine Reihe an Kenngrößen und Rahmenbedingungen im digitalen Stadtmodell und in der Szenarienplanung identifiziert, die ausgebessert bzw. angepasst werden sollten. Hierzu zählten u. a. die Verkleinerung des Gebiets der flexiblen Buslinie, die Kalibrierung des Modells mit neuen Modal Split-Kenngrößen und Integration fester Zeitfenster für die Flexi-Buslinie.

Das Tool kann Online unter diesem Link besichtigt werden.

Abschlussworkshop am 03.12.21

Der digitale partizipative Abschlussworkshop für den Anwendungsfall „Nahmobilität im Bornstedter Feld“ diente dazu, die erarbeiteten Inhalte zu rekapitulieren. Zunächst wurden die Rahmenbedingungen und Kenngrößen im Stadtmodell, die seit dem letzten Workshop überarbeitet wurden vorgestellt. Darauf aufbauend wurden die daraus resultierenden neuen Ergebnisse für die einzelnen Szenarien präsentiert und durch die Teilnehmer*innen diskutiert. 

Im Anschluss stellte die FHP als weiteres neue Planungsoption die Visualisierung der Abonnenten- und Auslastungsdaten im Planungsgebiet vor. Hierzu wurden die Abonnentendaten, die die ViP auf Blockebene zur Verfügung gestellt hat, mit weiteren räumlichen und soziodemographischen Daten verschnitten. 

Zum Abschluss des Workshops wurde vereinbart, dass die Analysen von der FHP der ViP und der LHP als Arbeitsergebnisse zur Verfügung gestellt werden.